Als leichte kognitive Störung (LKS) wird ein Zustand bezeichnet, der zwischen einer normalen Verarbeitung von Sinneseindrücken durch das zentrale Nervensystem und einer Demenz liegt, die mit ausgeprägter Verwirrtheit, Verhaltensauffälligkeiten, Sprachstörungen und motorischen Defiziten einhergeht. Die LKS kann auf neurodegenerative Prozesse zurückzuführen sein und damit als intermediäres Stadium in der Entwicklung einer Demenz angesehen werden, aber es gibt auch nicht-progressive Varianten der LKS, wie sie beispielsweise nach einem Hirninfarkt oder Schädeltrauma bestehen können. LKS-Patienten sind im Wesentlichen in der Lage, ihren Alltag selbstständig zu meistern.
Die Definition der LKS als neurologische Erkrankung, die zu weniger schwerwiegenden Symptomen als die Demenz führt, ist allgemein akzeptiert [1]. Allerdings wurden die diagnostischen Kriterien mehrfach neu definiert, was bei der Auswertung älterer Literatur unbedingt zu berücksichtigen ist [2]. Schwierigkeiten bereitet vor allem die Abgrenzung eines normalen Alterungsvorganges, in dem es zwangsläufig zu einer gewissen Neurodegeneration kommt, von einem pathologischen Prozess. Zwar gilt als erwiesen, dass LKS-Patienten ein höheres Risiko zur Entwicklung eines Morbus Alzheimer und anderer Formen der Demenz aufweisen [3] [4], aber die ätiologischen Faktoren, die zur schweren kognitiven Beeinträchtigung führen, sind noch nicht vollständig verstanden und erschöpfen sich wohl nicht mit der LKS. Weiterhin ist das Prodromalstadium der Demenz nur eine von vielen Formen der LKS, die nicht immer progressiv verläuft.
Eine Möglichkeit zur Definition des Übergangs von der LKS zur Demenz ergibt sich aus der Fähigkeit des Betroffenen, ein selbstständiges Leben zu führen, in dem er nicht oder nur selten auf die Hilfe Dritter angewiesen ist [3] [4] [5]. Die Selbstständigkeit kann bewahrt werden, weil im Rahmen einer LKS nur einzelne, demenztypische Symptome auftreten. Das klinische Bild, das von Demenz-Patienten präsentiert wird, gestaltet sich dagegen komplexer. Während dementen Personen das Ausmaß ihrer Erkrankung häufig nicht bewusst ist, fällt LKS-Patienten durchaus auf, dass ihnen kompliziertere Alltagsaufgaben schwerer fallen als zuvor [1] [5]. Ihre Lebensqualität ist trotz der erhaltenen Selbstständigkeit reduziert [6].
Ein weiteres relatives Kriterium zur Unterscheidung der LKS von anderen kognitiven Störungen ist das Alter des Patienten: Betroffene sind durchschnittlich jünger als Individuen, die an einer Demenz leiden.
Die Diagnose der LKS beruht auf Angaben zum Krankheitsverlauf und dem klinischen Bild. Es stehen Fragebögen zur Verfügung, die eine Evaluation der Fähigkeit zur Bewältigung von Alltagssituationen ermöglichen. Diese Fragebögen erfassen beispielsweise, inwiefern der Patient Probleme hat, sich an Termine zu erinnern, einkaufen zu gehen, zu kochen oder zu verreisen. Weiterhin sind die kognitiven Fähigkeiten des Patienten zu beurteilen. Retrospektive Analysen zeigen, dass in der Praxis ein sehr weites Spektrum an Scores und Skalen verwendet wird und nach wie vor keine Standardisierung erreicht ist [7].
Es wird empfohlen, auch mit Familienmitgliedern oder Mitbewohnern zu sprechen, um das Selbstbild des Patienten mit dem Eindruck seiner Mitmenschen vergleichen zu können. Im Gegensatz zur Demenz ist bei der LKS eine recht große Übereinstimmung von Selbstbild und Fremdbild zu erwarten [4].
Zur Bestätigung der Diagnose und auch zur Identifikation der Krankheitsursache sind weitere Untersuchungen angezeigt, in erster Linie eine Magnetresonanztomographie des Kopfes. Möglicherweise ist anhand von Daten, die in der Magnetresonanztomographie, in der Positronen-Emissions-Tomographie mit Flourdeoxyglukose und über die Untersuchung einer Liquorprobe erhoben werden, eine Prognose hinsichtlich der Entwicklung einer Demenz möglich [8].