Eine Schussverletzung bedeutet je nach Waffentyp, Geschwindigkeit des Projektils und Nähe des Patienten zur Schusswaffe oberflächliche und penetrierende Traumata unterschiedlichen Schweregrades. Die Läsion größerer Gefäße und vitaler Organe kann dabei zu einem lebensbedrohlichen Blutverlust und/oder Organversagen führen, weshalb die Mortalität sehr hoch ist. In der klinischen Untersuchung gilt der Eintrittswunde, einer eventuell vorhandenen Austrittswunde und dem Schusskanal besondere Aufmerksamkeit. Zur Abklärung von Gewebeschäden werden zumeist bildgebende Verfahren eingesetzt. Der jeweils geltende rechtliche Rahmen zu Schweigepflicht und Meldepflicht ist zu beachten.
Eine Schussverletzung geht in der Regel mit Läsionen verschiedener Organe und Gewebe einher, zum Beispiel der Haut, der Weichgewebe einschließlich von Blutgefäßen, innerer Organe und skelettärer Strukturen [1]. Der Schweregrad der Verletzung und der Aspekt der Schusswunde hängen im Wesentlichen von zwei Faktoren ab, nämlich von der Geschwindigkeit des Projektils und der Distanz zwischen Patient und Schusswaffe bei der Abgabe des Schusses.
Bezüglich der Geschwindigkeit des Projektils kann eine Einteilung in zwei Gruppen vorgenommen werden:
Der äußere Aspekt der Schusswunde lässt Rückschlüsse auf den Abstand zwischen Patient und Schusswaffe bei Schussabgabe zu [3] [4]:
Eine Einschätzung des Allgemeinzustandes des Patienten anhand von Ergebnissen der klinischen Untersuchung und Blutanalysen erfolgt unverzüglich und parallel zur detaillierten Inspektion der Schusswunde, da möglicherweise lebensrettende Maßnahmen eingeleitet und starke Blutungen gestillt werden müssen. Aus rechtlichen Gründen ist unbedingt auch auf die Form der Eintritts- und Austrittswunde, auf das Aussehen der Wundränder und die Präsenz von Hitzeschäden und Rußablagerungen zu achten. Wenn die Möglichkeit besteht, sollte der Fall fotographisch dokumentiert werden.
Dann ist der Zustand tiefer liegender Strukturen zu beurteilen, je nach Lokalisation der Schussverletzung und möglicherweise geschädigten Organen mit Hilfe der Sonographie, des Röntgens oder aufwendigerer Verfahren wie der Computer- oder Magnetresonanztomographie. Die Magnetresonanztomographie sollte jedoch nicht zur Anwendung kommen, bis sicher ist, dass sich keine metallischen Objekte mehr im Schusskanal befinden, denn diese könnten bewegt werden und sekundäre Verletzungen hervorrufen [2] [5]. Primäres Ziel der bildgebenden Diagnostik ist die Detektion von Läsionen größerer Gefäße und innerer Organe [2] [5] [6] [7].